Weltweit steigt der Meeresspiegel, mehr und extremere Unwetter ereignen sich. Trotzdem plündern wir die natürlichen Ressourcen weiterhin zu stark. Momentan sehen wir die Erde als unerschöpfliche Quelle für die wirtschaftlichen Aktivitäten der Menschen. Als die Nutzung fossiler Energieträger Kohle und Öl die ungeahnte Beschleunigung des wirtschaftlichen Wachstums vor ca. 200 Jahren ermöglichte, sahen wir in Europa und den USA zunächst nur die noch nie dagewesenen materiellen Reichtümer, die auf Kosten der natürlichen Ressourcen erwirtschaftet werden konnten.

Durch die Nutzung der fossilen Energie wurde ein Lebensstil in unermesslichem materiellem Reichtum möglich, wie dieses EINfamilienhaus aus den USA zeigt.
Etwas mehr als zwei Jahrhunderte später wissen wir längst, dass ein Business as usual so nicht mehr möglich ist. Wir haben die Grenze dessen, was die Erde geben kann, erreicht und überschritten.
Der letzte Weltklimarat-Bericht zeigt erneut wie negativ sich die auf fossiler Energie beruhenden wirtschaftlichen Aktivitäten der Menschen, auf die Lebensbedingungen für alle Lebewesen auf der Erde, auswirken.
Wir steuern also direkt auf die Klimakatastrophe mit extremen Wettereignissen, Dürren und Starkregen, einem übersäuerten Ozean und einer durch den Meeresspiegelanstieg beschädigten Infrastruktur zu, nur um einige der vielen Folgen zu nennen.
Deshalb frage ich mich, wann der dringend benötigte Paradigmenwechsel kommt? Wann verstehen wir, dass wir neue gesellschaftliche und kulturelle Wege einschlagen müssen? Ständige Flugreisen und der massive Ressourcenverbrauch für den ungebremsten Konsum liegen einfach außerhalb unserer planetarischen Möglichkeiten.
Ist es möglich, dass wir bei dem früher oder später kommenden Paradigmenwechsel – hin zu einem besseren Umgang mit natürlichen Ressourcen – auf das indigene Wissen zurückkommen werden, das bisher nicht wirklich beachtetet wurde?
Es ist nämlich die indigene Bevölkerung von zum Beispiel Südamerika, die von jeher weiß, dass ein anderer Umgang mit der Umwelt, Natur, anderen Lebewesen möglich ist. Ist es nicht an der Zeit endlich einmal den Ureinwohnern des amerikanischen Kontinents zuzuhören?
Vielleicht müssen wir in der westlichen Welt ja auch ganz neue innovative Ideen an uns heran lassen? Ich finde den Gedanken, dass die Erde zum Beispiel kein totes Ding ist, sondern ein lebendiges Etwas, ein großes Ganzes, einen schönen Gedanken.
Wäre es nicht angebracht, dass, nachdem wir nach und nach unser Rechtssystem weiterentwickelten, es nun auch den neusten Erkenntnissen anpassen? In unserem Rechtssystem hatten doch zuerst nur Könige und Königinnen Rechte. Nach und nach bekamen Männer ihre Rechte und seit kurzen haben auch Frauen ihre Rechte bekommen, zumindest in einigen Teilen der Welt. Dann gaben wir denjenigen Rechte, die nicht für sich selbst sprechen können, wie Kindern und Tieren.
Ich finde, nun ist es an der Zeit unser Rechtssystem so weiterzuentwickeln, dass die natürlichen Ressourcen nicht in diesem Ausmaße weiter unseren Planten entnommen werden können. Deshalb wäre es angebracht, der Erde als living body – als lebendigen Körper – auch ihre Rechte auf Leben und auf funktionierende Ökosysteme, frei von tödlicher Verschmutzung, zuzustehen.
Damit könnten auch UmweltschützerInnen im Gericht die Rechte der Erde auf Unversehrtheit einfordern und extreme Umweltverbrechen, wie Kohleförderung, Fracking und Schiefergas-Förderung, besser verhindern.
Die Betrachtung der Natur als ein Lebewesen, welches eigene Rechte hat, ist spirituell m.E. eine gute Strategie. Objektiv gesehen, kommt die Natur aber prima sowohl mit als auch ohne uns klar.
Wenn wir uns nicht ändern, wird zwar viel genetische Vielfalt, das Ergebniss millionjahrelanger Evolution zerstört werden. Aber 2-5 Mill. Jahre später ist wieder neues da. So wie die Säugetiere ihren Reichtum an Formen und Arten nach dem Aussterben der Dinosaurier entwickelt haben. Vielleicht können wir uns selbst auslöschen. Die Natur können wir nicht zerstören.
Die Rechte die wir wirklich verletzen, sind die Rechte der kommenden Generationen. Das CO2 wieder aus der Atmosphäre zu holen ist – bei absehbar deutlich begrenzteren Ressourcen and Rohstoffen und Energie – eine Herkulesaufgabe für unsere Kinder. Aber sie ist in wenigen 100 Jahren vielleicht zu schaffen. Den jetzt zerstörten Artenreichtum werden unsere Kinder jedoch erst in Millionen Jahren neu erhalten. Zum Vergleich: Homo sapiens existiert seit ca. 200 000 Jahren.
Wir verletzen zweifellos Rechte der Erde. Noch zentraler aber ist m.E. die Verletzung der Rechte unserer Kinder.